Nordspaniens Atlantikküste

Tagesausflüge mit Rad und Hund

Den Badeanzug hätte ich Zuhause lassen können, denke ich, als die Wellen des Atlantik meine Füße umspülen. Kalt ist das Wasser und die vielen Wellensurfer, die mit der Brandung kämpfen, tragen Neoprenanzüge. Napoli und ich stehen am Beginn einer Reise entlang der Küste Nordspaniens. Sie wird partiell auch Costa Verde genannt, Grüne Küste. Denn das Land, das an den Golf der Biskaya grenzt, ist fruchtbar und üppig.

Von Osten nach Westen gondeln wir mit dem Wohnmobil durch das Baskenland, verlassen die Küste in Kantabrien und fahren einmal um den Nationalpark Picos de Europa, um dann wieder am Meer durch die Provinz Asturien nach Galizien zu reisen. Dort biegen wir ins Landesinnere ab, doch das ist eine andere Geschichte.

Baskenland und Kantabrien

Es ist Mitte August, was nicht nach einer geeigneten Zeit für Urlaub mit Hund in Spanien klingt. Schließlich will ich mit Napoli aktiv sein und nicht nur im Schatten hocken. Zuhause überschreitet das Thermometer fast täglich die 30 Grad Marke. Hier, im Baskenland sind es 5 Grad weniger und häufig ist es wolkig. Solange die Sonne nicht auf das schwarze Fell meines tierischen Begleiters brennt, ist alles gut.

Per Rad erkunden wir das Hinterland und ich schiebe das Mountainbike so häufig, dass ich mich frage, was hier nicht stimmt: meine Kondition oder die Topografie. Hügel reiht sich an Hügel und die Straßen haben gern einmal 20 Prozent Steigung. Goldbraunes Weidevieh grast auf saftigen Wiesen, Weintrauben reifen an sonnigen Hängen. Manchmal habe ich Passagen des Camino del Norte (Jakobsweg) in unsere Touren eingebunden. Diesem Weg und seinen Pilgern begegnen wir auf unserer Reiseroute immer wieder.

In der Provinz Euskadi, wie das Baskenland korrekt heißt, sehe ich auf fast jedem Hof einen oder mehrere Kettenhunde. Als aktiven Tierschützer macht mich das sehr traurig obwohl ich darauf vorbereitet war, dass Spanien nicht eben hundefreundlich ist.

Die Orte an der Küste rangieren von schön bis schaurig. Manche sind hübsch anzuschauen, in anderen dominieren mehrstöckige Wohnhäuser. Was morgens noch sehenswert ist, wird ab dem späten Vormittag von Touristen überrollt und die kleinen Strände füllen sich. Rettungsschwimmer überwachen die Wassersportler und Flaggen in unterschiedlicher Farbe zeigen die Gefahr des Meeres an. An diesen Stränden sind Hunde generell verboten, werden aber vereinzelt in Handtuchnähe geduldet. An Badeplätzen ohne Wasserwacht scheren sich die spanischen Hundehalter nicht um das Verbot und die meist tadellos erzogenen Vierbeiner erfrischen sich in den Wellen.

Bislang fällt es mir schwer, geeignete Übernachtungsplätze zu finden. Die wenigen Campingplätze sind randvoll. Vielerorts sind Wohnmobile nachts verboten. Doch diese Situation ändert sich, je weiter wir nach Westen reisen.

Nationalpark Picos de Europa

Schon lange besitze ich einen Wanderführer für die Picos de Europa und ich überlege, wie ich das Gebirge am geschicktesten in meine Route einbinde. Muss ich die bekannten Lagos de Covadonga sehen, die von Norden angefahren werden? Aber nein, auf überlaufene Bergseen habe ich keine Lust. Wir fahren von Süden ins Herz des Nationalparks und bleiben dort zwei Nächte auf einem idyllischen Campingplatz. Wild campen ist hier absolut tabu.

Der Kern des Gebirges ist schroff und felsig. Einer der bekanntesten Wanderwege ist die Ruta del Cares, die das Massiv durch eine beeindruckende Schlucht quert. Schon die Anfahrt ist spektakulär. Am besten wandert man auf dieser Route gegen Abend, denn bereits am Morgen ist der Betrieb absolut nervtötend. Der in den Fels gehauene Pfad passiert nicht weniger als 70 Tunnels, ist teilweise eng und ständiges Vorbeilassen entgegen kommender raubt jeglichen Spaß. Viele Wandergruppen werden von Vierbeinern begleitet und die Hundebegegnungen erschweren die Angelegenheit.

Für mich ist der Ausflug zur Ruta del Cares wieder mal ein Beweis dafür, Hot Spots zu meiden. Viel mehr Glück und absolute Einsamkeit erleben wir auf Touren, die ich mithilfe des digitalen Routenplaners selbst ausgucke: einer Radrundfahrt am Rande des Nationalparks und zwei nirgends beschriebenen Wanderungen. Nur in den kleinen, alten Orten treffen wir auf Leben und die vielen Hunde, die es hier gibt, leben ohne Kette und Zaun. Sie bewachen ihr Areal, folgen ihren Besitzern aber meist sehr gut.

Nachdem ich das Massiv der Picos umrundet habe, steht für mich fest: diese Bergregion allein wäre für mich kein Grund, Nordspanien zu bereisen. Wirklich sehenswert hingegen finde ich den Embalse de Riaño, der etwas südlich nur ein kleiner Abstecher ist. Wandernd oder mit Rad lässt sich der riesige, stark verschlungene Stausee mit seinem Bergpanorama von oben bewundern und ist gleichzeitig viel weniger touristisch.

Liebliches Asturien

Nach dem Abstecher in die Berge freue ich mich wieder auf das Meer und bin auf Anhieb begeistert von Asturien. Sofort fällt ins Auge, dass an diesem Küstenstreifen die besser Gestellten leben, die ihre Häuser und Gärten mit viel Liebe pflegen, ihre Hunde als Familienmitglieder halten und offener gegenüber Touristen sind.

Die Küste ist spektakulär und wir radeln oder wandern auf den ewig langen Pfaden oberhalb des Meeres, wo wir wieder einige Santiagopilger treffen. Solche Etappen würden mir auch Spaß machen, überlege ich. Aber ich sollte noch auf Sequenzen des Camino Norte treffen, auf denen die Weitwanderer schattenlosen, staubigen Wegen durch unendlich triste Landschaft folgen müssen.

Wir jedenfalls können meist dort bleiben, wo es mir gefällt, denn in Asturien stehen vielerorts kostenlose Camperstellplätze zur Verfügung. So lasse ich mich berauschen von der Blütenpracht der Gärten und den schroffen Klippen in der Brandung.

Mittlerweile ist es sehr schwül. Alles im Wohnmobil ist irgendwie feucht. Wenn hinzu die Sonne vom wolkenlosen Himmel lacht, wird es für Napoli zu warm und er steigt geradezu freudig in den Hundeanhänger. Unsere Radstrecken machen mir viel Spaß, denn es geht abwechslungsreich und nicht zu steil über Schotterwege, Pfade und ruhige Straßen.

Hier treffe ich eines Sonntags auf den ersten Jagdtrupp und erinnere mich, gleiches in Kroatien beobachtet zu haben. Die Treibjagd ist in Spanien weit verbreitet und kommt dem Wanderer oder Radfahrer am Wochenende buchstäblich in die Quere. Dann nämlich rücken die Männer an, in neon-orangen Westen, das Gewehr in der Hand, am Auto einen Hundeanhänger. Posten sichern Wege, von Ferne erklingt das hohe Jagdbellen der Hunde. Schüsse habe ich nie gehört und weil die Männer oft schon gegen Mittag kollektiv in der Bar sitzen, vermute ich, dass die Treibjagd mehr ein gesellschaftliches Ereignis ist.

Raues Galizien

Langsam nähern wir uns dem äußersten Westen Europas und lassen die Touristenmengen hinter uns. Landschaft und Orte sind hier auffällig anders. Abgesehen von den üppigen Hortensien, die in ganz Nordspanien prächtig blühen, sind Häuser und Gärten schmuckloser. Es gibt einen traditionellen Baustil, den ich zuvor nirgends gesehen habe und auch die alten Speicher aus Stein sind anders gefertigt als in den Provinzen zuvor.

Mein liebstes Ausflugsziel mit dem Rad sind die Leuchttürme, die überall entlang der Küste zu finden sind. Hier in Galizien wirken diese Landzungen so entfernt, wie das Ende der Welt im Kindermärchen. An anderen Tagen wandern wir auf Pfaden entlang der Küste, die allesamt gut beschildert sind. Ich bin berauscht von diesen Steilklippen, die immer wieder Buchten aus feinstem Sand einschließen. Andere Strände sind lang, felsdurchsetzt und Spaziergänge an der Wasserkante sind einfach nur entspannt.

Es ist mittlerweile kühler, oft bewölkt, manchmal nieselt es. Jetzt, Mitte September, sind an den Stränden hauptsächlich die unermüdlichen Surfer in ihren Neoprenanzügen zu finden. Auf manchem Strandparkplatz campieren die wenigen, übrig gebliebenen Wohnmobilisten und genießen einen freien Blick auf’s Meer. Lediglich an Wochenenden kommen einheimische Ausflügler. Ich kann mich gar nicht losreißen von dieser Gegend. Doch irgendwann muss es sein und ich reise mit Napoli quer durch’s Landesinnere ans Mittelmeer. Doch wie gesagt, das ist eine andere Geschichte.

Unsere Tagesausflüge sind unter folgendem Link zu finden, mit schönen Fotos und Beschreibungen garniert:

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